Nähe und Vertrauen bei körperlicher Distanz
vom Umgang mit dem Abstand.
Social Distancing ist zum Schutz vor Corona unglaublich wichtig. Abstand halten wird zur neuen Normalität. Doch wenn wir Freunden oder engen Kollegen begegnen, fühlen sich die 1,5m Entfernung für viele richtig seltsam an. Wieso?
Nähe, Zugehörigkeit, Sympathie und Empathie zeigen wir zu einem großen Teil nonverbal über Mimik, Körpersprache und eben auch Distanz. Vereinfacht gesagt: je besser wir einen Menschen kennen und je mehr wir ihn mögen, desto näher lassen wir ihn oder sie an uns heran. Edward T. Hall (1966, the Hidden Dimension) hat 4 Distanzzonen ausgemacht:
die intime Distanz bis ca. 0,45m
die persönliche Distanz bis ca. 1,2m
die soziale Distanz bis ca. 4m und
die gesellschaftliche Distanz größer 4m
(Entfernungsangaben für die westeuropäische und nordamerikanische Kultur.)
Wenn der nette Kollege weit in der sozialen Distanzzone bleibt, dann registriert unser Gehirn dies sofort als Unstimmigkeit. Sehr schnell, sensibel und meist unbewusst registrieren wir, wenn nonverbale Signale inkongruent sind, also nicht zueinander oder zum Gesagten passen.
Das Gehirn sucht nun sofort nach Erklärungen für die Unstimmigkeit zwischen erwarteter und tatsächlicher Nähe. Im schlechten Fall drängen sich Gedanken in den Vordergrund wie: „sie mag mich nicht“ oder „der interessiert sich nicht für mich“ oder „sie will hier schnell wieder weg“. Denn diese Erklärungen waren in unserem Leben bisher plausibel, wenn jemand auf Abstand zu uns ging. O.k. - vielleicht geht die Kollegin auch wegen dem Knoblauch im Mittagessen auf Distanz... Aber, dass eine Person uns nicht nahekommt, weil sie uns nicht anstecken möchte, dies war bisher selten der Fall.
Was können wir tun? Sprechen Sie Ihre Gedanken einfach laut aus. Zum Beispiel: „wegen Corona ist es wichtig, aber es fühlt sich seltsam an, so viel Abstand zu Dir zu halten“ oder etwas indirekter „alles Gute zum Geburtstag und fühl Dich gedrückt von mir! Sobald es wegen Corona geht, nehme ich Dich gerne wieder persönlich in den Arm". So erinnern Sie sich gezielt daran, dass der Abstand nichts mit Ihrer Beziehung zu tun hat.